Warum viele SchülerInnen Naturwissenschaften meiden und wie wir das ändern können

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Warum viele SchülerInnen Naturwissenschaften meiden und wie wir das ändern können

Naturwissenschaften haben in den letzten Jahrzehnten beeindruckende Fortschritte gemacht. Doch trotz dieser faszinierenden Entwicklungen beobachten LehrerInnen und WissenschaftlerInnen, dass viele SchülerInnen Naturwissenschaften meiden. Woran liegt das?

Überfüllte und anspruchsvolle Curricula

Eine der Hauptursachen liegt in den Curricula. Sie sind oft überladen und enthalten komplexe Themen, die selbst erfahrene LehrerInnen vor Herausforderungen stellen. In der Biologie etwa sind moderne Konzepte wie MicroArrays und CrisprCas inzwischen Bestandteil des Lehrplans. Doch viele SchülerInnen verlieren bei diesen anspruchsvollen Themen den Anschluss. Die Frage stellt sich: Wäre weniger vielleicht mehr?

Enge Vorgaben in der Kurswahl

Besonders in der Oberstufe in NRW sind die Vorgaben für die Kurswahl recht starr. Die Reform der Oberstufe könnte hier möglicherweise Abhilfe schaffen, indem sie den SchülerInnen mehr Freiheit in der Kurswahl bietet. Doch bis dahin bleiben die SchülerInnen oft in einem Korsett gefangen, das ihnen wenig Raum für individuelle Interessen und Stärken lässt.

Mangelnde Anstrengungsbereitschaft

Ein weiteres Problem ist die abnehmende Anstrengungsbereitschaft vieler SchülerInnen. In Gesprächen geben sie häufig an, Kurse nicht zu wählen, die mehr Lernzeit erfordern. Sie bevorzugen Fächer, in denen sie mit geringerem Aufwand bessere Noten erzielen können. Dies spiegelt eine allgemeine Tendenz wider, den Weg des geringsten Widerstands zu wählen, was langfristig negative Auswirkungen auf ihre Ausbildung und Motivation haben kann.

Zu anspruchsvoller Unterricht

Der naturwissenschaftliche Unterricht, insbesondere in der Oberstufe, ist oft von einem hektischen Durchlaufen der Themen geprägt. Exkursionen, Experimente und andere aktive Unterrichtsformen kommen häufig zu kurz, da der Lehrplan eng getaktet ist. Dies führt dazu, dass SchülerInnen die Naturwissenschaften als trocken und schwer zugänglich wahrnehmen, was wiederum ihre Motivation weiter sinken lässt.

Eine andere Sichtweise

Angesichts dieser Probleme könnte man leicht in die Versuchung geraten, die Verantwortung auf äußere Umstände oder die mangelnde Bereitschaft der SchülerInnen zu schieben. Doch das greift zu kurz und führt in eine Sackgasse. Stattdessen sollten wir uns selbst und unseren Unterricht kritisch hinterfragen.

Eine Studie von Beerenwinkel & Gräsel aus dem Jahr 2005 hat gezeigt, dass Schulbücher im Chemieunterricht nur selten und meist zur Wiederholung eingesetzt werden. Das hochverdichtete Wissen, das in diesen Büchern steckt, wird daher oft nicht effektiv für das nachhaltige Lernen genutzt. Gräsel, Sparka und Herzmann untersuchten 2006 ein Projekt zur Leseförderung und stellten fest, dass viele Lehrkräfte nicht über die nötigen Methodiken und Strategien verfügten, um die komplexen wissenschaftlichen Informationen in den Schulbüchern den SchülerInnen verständlich zu machen.

Unsere Verantwortung

Diese Erkenntnisse werfen die Frage auf, ob wir selbst dazu beigetragen haben, dass viele SchülerInnen das Interesse an den Naturwissenschaften verlieren. Haben wir möglicherweise den falschen Fokus gesetzt? Wenn wir Texte nicht mehr einsetzen, weil wir glauben, die SchülerInnen würden sie ohnehin nicht verstehen, und stattdessen eigene Arbeitsblätter erstellen, entziehen wir den SchülerInnen die Möglichkeit, sich mit dem fachlichen Sprachgebrauch vertraut zu machen. Könnte es sein, dass wir selbst die passenden Instrumente nicht parat haben, um den SchülerInnen die Naturwissenschaften schmackhaft zu machen?

Ein neuer Ansatz

Es ist Zeit, umzudenken. Ich habe beschlossen, meinen Unterricht neu auszurichten und den Fokus auf die Leseförderung in den Naturwissenschaften zu legen. Dabei möchte ich gewohnte Pfade verlassen und auch neue Ansätze ausprobieren. Die Ergebnisse des Projektes ProLesen aus Berlin und Brandenburg zeigen, dass durch gezielte Leseförderung in den Naturwissenschaften rasch Erfolge erzielt werden können.

Ich bin gespannt auf die Ergebnisse und werde darüber berichten. Denn eines ist klar: Wenn wir die SchülerInnen für die Naturwissenschaften begeistern wollen, müssen wir auch bereit sein, uns selbst und unseren Unterricht weiterzuentwickeln.

 

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