Was haben der Stickstoffkreislauf, KI und der Landtag NRW gemeinsam?

Verstehen macht Spaß!

Was haben der Stickstoffkreislauf, KI und der Landtag NRW gemeinsam?

Die Antwort auf die Frage ist recht komplex, sowohl für die Lehrkraft in Biologie, als auch später für die Schülerinnen und Schüler, die sich mit den genannten Begriffen auseinander setzen müssen. Doch nun Schritt für Schritt…

Die Unterrichtsidee

Der Landtag hat eine bestimmte Organisationsform und die politischen Entscheidungsprozesse laufen nach bestimmten Mustern ab. So gibt es für viele verschiedene gesellschaftliche relevante Themen Fachausschüsse, in denen Vertreter:innen der Parteien ihre Expertise einbringen. Hier werden beispielsweise Anträge diskutiert und Experten angehört. Unter anderem gibt es daher in NRW den Fachausschuss für „Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Forsten und ländliche Räume“.

Nun nimmt man an, dass die Schüler:innen als Parteimitglieder der neuen Partei „ZukunftNRW“ in den Landtag gewählt wurden. Sie arbeiten im genannten Fachausschuss mit und müssen sich in der nächsten Sitzung mit einem Antrag der Grünen-Fraktion auseinander setzen. Diese Antrag hat den Titel „Die Regulierung der Einbringung von reaktivem Stickstoff in der Landwirtschaft“. Zu dem Thema können in der Sitzung des Fachausschuss fünf verschiedene Expert:innen befragt werden. Die Antworten werden anschließend dazu genutzt, den Antrag der Grünen in Richtung der Parteivorgaben wissenschaftlich begründet zu verändern.

Die Technischen Hilfsmittel

Um die Simulation der Fachausschusssitzung zu ermöglichen wird eine KI eingesetzt. Diese generiert sowohl den Antrag der Grünen, als auch die Positionen der Parteien zum eingereichten Thema. Darüber hinaus werden fünf Expert:innen von der KI generiert, die man dann auch befragen kann.

Als KI-System eignet sich neben Chat-GPT auch jedes andere KI-System, welches die Prompts speichert und bestimmte Rollen übernehmen kann.

 

Wichtig bei den KI generierten Texten ist es, diese auch aufgrund ihres Inhaltes zu prüfen. Aufgrund der Tatsache, dass dies ohne Beteiligung von Vertretern aller Parteien nicht möglich, bzw. die Recherche der Parteilinien in diesem Zusammenhang zu lange dauern würde, muss man die KI-Positionen in diesem FAll übernehmen. 

Daraus folgt allerdings, dass man nach der Unterrichtssequenz auch im Biologieunterricht über den Einsatz der KI in diesem Fall sprechen muss. Den Schüler:innen muss klar gemacht werden, dass es sich um eine Simulation handelte und keine „echten“ Parteipositionen benutzt wurden. Im Zuge dessen kann man den Einsatz der KI zur Textproduktion kritisch hinterfragen.

Die Umsetzung

Hier werden nun zunächst die einzelnen durch die KI erstellten Materialien vorgestellt. Anschließend folgt der Unterrichtsverlauf. Alle Materialien dürfen gerne benutzt und weiter entwickelt werden.

Die Promts für die KI sind den oben dargestellten Screenshots zu entnehmen. Im Prinzip beschreibt man allerdings möglichst genau, was man haben möchte. Sollte das gewünschte Ergebnis nicht ausgegeben werden, muss man nochmal nachfragen. Vor allem bei der Zuordnung der Experten zu Parteilinien wollte die KI zunächst nichts ausgeben. Nach der Umformulierung der Anfrage: „Ordne die Expertenmeinungen den Parteipositionen zu, so dass die Meinungen der Experten am ehesten der Parteimeinung entspricht“. 

Die Lehrperson eröffnet zunächst als Vorsitzender der Partei ZukunftNRW die Fraktionssitzung in der ein Antrag von CDU und Grünen diskutiert werden soll. Dieser wird den Schüler:innen ausgeteilt und der Ablauf vorgestellt (1 DS Erarbeitung des Fachwissens, 1 HA zur Befragung der Experten, 1DS Auswertung). Die Schüler:innen werden von Beginn der Stunde in den fiktiven politischen Kontext gezogen. Erst nach der Begrüßung wird der Unterrichtliche Kontext erläutert und das Fachwissen anhand von geeigneten Materialien (Schulbuch, Filme, etc.) erarbeitet. Am Ende der Stunde wir den Schüler:innen eine Parteipostion zugewiesen. Für die Hausaufgabe – Eine Frage an einen Experten oder eine Expertin zu stellen die die eigene Parteiposition unterstützt – bleiben sie dann in der Rolle des Parteimitglieds. Die Anfrage wird dann an die Lehrkraft gesendet, die die KI-Experten befragt. Die Rückmeldungen dienen dann als Arbeitsgrundlage für die zweite Doppelstunde. Aus den Rückmeldungen wird dann eine Landtagssitzung zu Thema simuliert. Die Schüler:innen schreiben folglich auf der Grundlage der Expertenrückmeldungen und den Parteipositionen eine kleine Rede die den Antrag stützt oder kritisiert. 

Nach allen Vorträgen wird die KI Verwendung zur Unterrichtsvorbereitung kritisch, vor allem in Bezug auf die Parteipositionen, hinterfragt.

Erfahrungen und Rückmeldungen

Der Stickstoffkreislauf ist in NRW nicht abiturrelevant und wird in den Büchern der Oberstufe entsprechend stiefmütterlich behandelt. Schaut man sich auf der anderen Seite die gesellschaftliche Bedeutung dieses Themas an, so kann man den Status im Abitur eigentlich nicht nachvollziehen.

Darüber hinaus sind ökologische Themen sehr komplex. Von der molekularen Ebene bis zu Metaebene muss Wissen vorhanden sein und verknüpft werden um Abhängigkeiten zu verstehen, Probleme zu erkennen um letztlich Entscheidungen zu treffen. Das zuvor dargestellte Unterrichtsvorhaben bedient diesen Widerspruch und versucht diesen in möglichst wenig Unterrichtszeit aufzulösen. Ob dies funktioniert ist stark von der Lerngruppe abhängig!

Die Anforderungen an die Schüler:innen bewegen sich, abgesehen von den Inhalten zum Stickstoffkreislauf, durchgehend auf dem Anforderungsniveau 3. Allerdings merkt man, dass die Schüler:innen sich gerne mit dem Thema und dem Kontext auseinander setzen, da dessen gesellschaftliche Bedeutung ersichtlich ist.

Fazit: Ich würde das Unterrichtsvorhaben immer wieder durchführen, da es die Komplexität des Zusammenspiels von Gesellschaft und Wissenschaft aufzeigt!

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