Der Hacker- & Makerspace
Eine Informatik AG anzubieten ist zunächst einmal recht einfach. Man meldet sich bei den zuständigen Koordinatoren und gibt ein paar Eckdaten, wie Raum und Zeitpunkt an. Außerdem noch aus welchen Stufen Schülerinnen und Schüler teilnehmen dürfen und wie viele es maximal sein dürfen. Diese Informationen werden dann in den ersten Wochen des Schuljahres in der Schülerschaft verbreitet.
Mir ist es wichtig, dass alle interessierten Schülerinnen und Schüler an der AG teilnehmen können. Darüber hinaus möchte ich auch noch möglichst viele in meiner AG halten, die schon länger dabei sind. Solch eine “Nichtbeschränkung” führt allerdings auch dazu, dass man es in der ersten Stunde mit einer riesigen Heterogenität zu tun bekommt.
Nun können dort Informatik-LK Schüler sitzen, die genaue Vorstellungen haben, was sie in der kommenden Doppelstunde erledigen wollen. Gleich einen Tisch weiter unterhalten sich Sechstklässler darüber, welche coolen Fähigkeiten ihr Roboter bekommen soll und zwei Achtklässler verschanzen sich schon mal vorsorglich hinter den Bildschirmen um ja nicht aufzufallen um später dann Let’s-Play-Videos auf Youtube gucken zu können. Als Lehrer erkennt man somit sehr schnell, dass diese Gruppe höchst unterschiedliche Voraussetzungen, Wünsche und Ideen mitbringt.
Rückblick
Bis 2019 habe ich mit einer Kollegin eine solche AG angeboten. Die beschriebenen Probleme traten immer wieder auf und man arbeitete sich daran ab. Je nach Zusammensetzung war die AG [aus meiner Sicht] mal mehr, mal weniger von Erfolg gekrönt. Wurden in den ersten Jahren noch ein Pong-Spiel mit dem Arduino oder ein intelligentes Haus aus Lego, Experimente mit Getrieben aus Lego oder Wischroboter entwickelt, so ebbte dieses Interesse an solchen Formaten nach und nach ab.
Die Kreativität und das informatische Denken, das Ausprobieren und “Nebenbei Lernen”, das Experimentieren und Entwickeln traten in den Hintergrund und es kamen vermehrt Schülerinnen und Schüler in die AG, die lediglich passiv konsumieren wollten. Ein Lichtblick waren da nur noch diejenigen, die ihre Projekte aus dem Unterricht fortführen wollten.
Neuanfang und ein neues Konzept
Die Problemanalyse meinerseits ergab, dass die Inhalte und Ziele der AG nicht eindeutig waren und die Schülerinnen und Schüler daher mit Vorstellungen kamen, die ich nicht unterstützen, bzw. in die ich keine Zeit investieren wollte.
Es war mir also klar, dass zunächst die Inhalte und Ziele der AG der Schülerschaft bekannt gemacht werden müssen. Darüber hinaus musste auch den später teilnehmenden Schülerinnen und Schülern bewusst gemacht werden, was die konkreten Ziele der AG sind und wie das Arbeiten in der AG ablaufen soll.
Vor diesem Hintergrund [und auch wegen dem cooleren Namen], habe ich die AG an die Hacker- und Makerbewegung angegliedert. Beide Bereiche stehen nämlich für Kreativität, Wissen, Experimentieren und einen gewissen zwischenmenschlichen Umgang und eine überblicksartige Literaturrecherche ergab schnell die passenden Ergebnisse. Vor allem Maurer und Ingold haben das Thema “Makerspaces an Schulen” gut aufbereitet und wissenschaftlich begleitet. Die Vorstellungen die ich für die AG habe decken sich mit den Ausarbeitungen der genannten Wissenschaftler.
Wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese Dinge als Grundlage für ihre Arbeit ansehen, dann können aus den Möglichkeiten, die ich für die AG zur Verfügung habe, schöne Dinge entstehen, die die Schülerinnen und Schüler enorm weiter bringen. Startpunkt ist das herausarbeiten eben dieser Grundsätze der Makerethik, was über das folgende Material gelingen soll.
Das Konzept
Der Raum und die Zeit bestimmen bekanntlich die Möglichkeiten! Daher einmal etwas zur Ausstattung und zum Zeitrahmen, bevor es ins Detail geht:
Der Raum: Zur Verfügung stehen 4 PC-Inseln mit jeweils 4 Thin-Clients, wobei die Software seitens des IT-Dienstleisters verwaltet wird. Darüber hinaus haben wir Schränke (orange) zum Lagern von Materialien und 4 Whiteboards (grün), in jeder Ecke eines. Zusätzlich dazu haben wir im Raum einen Werkstattwagen (blau) mit einer grundlegenden Handwerkausstattung (Schraubendreher, Heißklebepistole, Scheren, usw.). Es wurde eine Lötstation (pink) eingerichtet, mit 3 Lötkolben. Darüber hinaus stehen 15 frei von mir konfigurierbare Laptops zur Verfügung, die die Softwarelücke zum IT-Dienstleister schließen sollen (Stichwort: Arduino). Ein Container mit Sammelboxen (gelb), in denen sich die Makerchallenges befinden, steht neben der Eingangstür. Im Raum ist vorne ein Smartboard eingerichtet und es steht ein Drucker zur Verfügung.
Die Zeit: Die AG findet in jeder Woche am Dienstag in der 7/8 Stunde statt. Nicht ganz optimal, da der Dienstag auch Konferenztag ist und daher die AG auch öfters mal ausfällt. Daher ist es auch wichtig, die AG jede Woche stattfinden zu lassen, da ansonsten kein kontinuierliches Arbeiten möglich wäre.
Konzeptentwurf
In dem Konzeptentwurf werden grundlegende Kompetenzen, die in der AG erworben werden können vorgestellt. Darüber hinaus wird auch der Ablauf genau beschrieben und die Materialien benannt.
Der Entwurf darf gerne für die Umsetzung der eigenen AG verwendet werden. Bitte beachtet dazu die CC-Lizenzen!
Was noch fehlt
Drei Dinge werden in naher Zukunft noch umgesetzt, damit die Schüler:innen und auch ich als Lehrperson eine gewisse Transparenz vorfinden.
- Analoges Übersichtsboard mit dem aktuellen Stand der Fähigkeiten und Projekte für alle Teilnehmer:innen.
- RFID-Anwesenheitskontrolle. Alle Teilnehmer:innen bekommen einen RFID-Tag mit dem sie sich jedes mal bei der AG anmelden. Eine Datenbank speichert die Informationen.
- Mehr Maker-Challenges, damit die Schüler:innen auch mal für zwei Stunden ein kleines Projekt erledigen können. Darüber hinaus hat man dann auch immer etwas für die Homepage!